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Burnout beim Zahnarzt: Wege zu mehr Resilienz und Ausgeglichenheit

Burnout, womit eine tiefgreifende emotionale und körperliche Erschöpfung gemeint ist, betrifft immer häufiger auch den Zahnarzt. Kein Wunder, hat sich die Taktzahl in der Zahnarztpraxis doch deutlich erhöht. Erfahren Sie mehr über die Erkennungsmerkmale eines Burnouts sowie mögliche Lösungen für mehr Resilienz und Ausgeglichenheit im Alltag.

In diesem Beitrag erwarten Sie die folgenden Themen:

 

Der ganz normale Wahnsinn in der Zahnarztpraxis

Dr. B. ist schon wieder eine Viertelstunde zu spät in der Zahnarztpraxis erschienen, die er mit einem Kollegen teilt. Er hat kaum geschlafen, starke Kopfschmerzen, und sein Rücken fühlt sich verspannt an. Bereits am Vormittag ist er mit seinen Terminen in Verzug, weil nichts so richtig funktioniert. Warum steckt der Kollege das alles so weg? Er macht, so scheint es, alles besser. Dr. B. will es sich nicht eingestehen, aber am liebsten läge er jetzt in seinem Bett. Sein Hausarzt würde ihm wohl ein Burnout bescheinigen, aber auf solche „neumodischen Diagnosen“ kann Dr. B. keine Rücksicht nehmen. Nur die „Harten kommen in den Garten“. So zumindest lautete der Wahlspruch seines Vaters, und außerdem möchte er sich vor seinem Kollegen keine Blöße geben.

Stark bleiben für die Patienten

Die meisten Zahnärzte setzen Ihre Patienten an erste Stelle und tun alles, um sie optimal zu behandeln. Sie zählen schon von Berufs wegen zu den perfekten Problemlösern, weil sie ständig Symptome diagnostizieren, Behandlungen optimieren und neue Techniken erlernen müssen.

Es bedarf jedoch einer gewissen Resilienz, wenn man Patienten helfen und zugleich ein guter Mitarbeiter oder Vorgesetzter sein möchte. Was aber passiert, wenn Zahnmediziner selbst krank werden? Was können sie tun, um Erschöpfungszustände zu verhindern und auch an schwierigen Tagen eine positive Grundeinstellung zu bewahren? Zur Beantwortung dieser Frage werfen wir einen Blick auf die Diagnose „Burnout“.

Was ist ein Burnout?

Die Gesichter eines Burnouts sind vielfältig und reichen von starker emotionaler und/oder körperlicher Erschöpfung bis hin zu negativen Gefühlen, Selbstzweifeln und im schlimmsten Fall Suizid-Gedanken. Chronische Erschöpfung ist meist die unmittelbare Folge von arbeitsbedingtem Stress, Teamkonflikten, privaten Problemen oder einer Kombination aus allem. Einige Zahnärzte, die sich ausgebrannt fühlen, wirken oft lethargisch. Andere entwickeln einen Zynismus, den sie wie einen Schutzschild vor sich hertragen. Die Empathiefähigkeit ist reduziert, was sich negativ auf die Kommunikation mit Mitarbeitern und Patienten auswirken kann. Im schlimmsten Fall kündigen die Mitarbeiter, und die Patienten bleiben fern. Ein Burnout kann somit auch an der existenziellen Grundlage rütteln.

Ursachen von Burnout

Das Gefühl des Ausgebranntseins kann arbeitsbezogene und persönliche Ursachen haben. Zu den wichtigsten Ursachen gehören ein unzureichendes Selbstmanagement sowie ein zunehmender Konkurrenz- und Erfolgsdruck. Im Einzelnen:

Arbeitsbezogen
  • Konkurrenz- und Erfolgsdruck
  • Gefühl des Kontrollverlustes
  • Mangelnde Anerkennung seitens der Patienten und/oder Kollegen
  • Unkooperative oder querulantische Patienten
  • Unklare oder zu anspruchsvolle Joberwartungen
  • Permanent hoher Arbeitsdruck
  • Hektisches Arbeitsumfeld
  • Langeweile und mangelnde Auslastung
Persönlich
  • Fehlende Zeit für Entspannung und Freizeit
  • Partnerschaftsprobleme
  • Fehlender Austausch durch Mangel an Beziehungen
  • Hohe Verantwortung mit unzureichender Unterstützung
  • Schlaflosigkeit
  • Unausgeglichenheit
  • Perfektionismus; das Gefühl nicht gut genug zu sein
  • Negatives Selbstbild
  • Negatives Weltbild
  • Kontrollsucht und Unfähigkeit, Aufgaben zu delegieren
  • Erziehung zum Leistungsmenschen (Zuneigung gegen Leistung)

Woran erkennt man ein Burnout?

Ein Burnout ist nicht auf Anhieb zu erkennen und kann mit vorübergehendem Stress verwechselt werden. Das Gefühl, unter Druck zu stehen, endet nicht mit dem Feierabend, sondern hält die ganze Zeit an. Lethargie, Müdigkeit und Reizbarkeit gelten als die wichtigsten Anzeichen.

Kampf- und Fluchtreflex

Beim Burnout werden körperliche Prozesse in Gang gesetzt, die auch in Kampf- oder Fluchtsituationen greifen. Diese Prozesse gehen mit einer erhöhten Herzfrequenz einher, die den Geist und den Körper befähigt, schnell auf bedrohliche Situationen zu reagieren. Normalerweise hält dieser Körperzustand nur so lange an, bis der Angriff oder die Flucht vollzogen ist. Anders ist es bei Menschen, die unter Dauerbelastung stehen: Sie befinden sich permanent auf einem erhöhten Stresslevel, was schädliche Auswirkungen auf das Hirn und die Leistungsfähigkeit hat. Auf eine lange Phase der Anspannung folgt die Dauerschöpfung, und da der Druck nicht abnimmt, befindet sich der betroffene Zahnarzt schnell in einer permanenten Abwärtsspirale. Um sich zu schützen, ziehen sich viele Zahnärzte, die unter Burnout leiden, von Familie und Freunden zurück.

Chronisches Burnout

  • erhöht das Herzinfarktrisiko,
  • verschlechtert die Schlafqualität,
  • schwächt das Immunsystem,
  • macht den Körper kraftlos und
  • den Geist müde und traurig.

Negative Kompensation von Stress

Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, wie bedeutsam es ist, negative und zum Teil selbstzerstörerische Reaktionen auf Stresssituationen zu erkennen. Stressgeplagte kompensieren die Dauerbelastung etwa mit:

  • Medikamentenmissbrauch
  • Alkoholmissbrauch
  • Drogenmissbrauch
  • Generelle Unnahbarkeit
  • Rückzug selbst von geliebten Menschen
  • Fatalismus
  • Zynismus und Arroganz anderen Menschen gegenüber

Da diese destruktiven Verhaltensweisen den sowieso schon hohen Stresslevel anfeuern, führen sie geradewegs in einen Teufelskreis.

Burnout verhindern: der resiliente Zahnarzt

Was bedeutet Resilienz?

Resilienz beschreibt die Fähigkeit, gelassen mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen und an Problemen zu wachsen. Über welches Maß an Resilienz und Ausgeglichenheit ein Mensch verfügt, hängt von seinem sozialen Umfeld sowie von persönlichen Eigenschaften wie Optimismus, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität ab. Nicht jeder Zahnarzt hat von Natur aus diese Eigenschaften, doch lassen sie sich in einem gewissen Umfang erlernen.

Wichtig: Resilienz bedeutet nicht Stressvermeidung

Sie werden als Zahnmediziner nicht belastbarer, indem Sie versuchen, Stress gänzlich zu vermeiden. Zu einen erzeugt der Versuch der Stressvermeidung ebenfalls Druck, zum anderen ist dies in der heutigen Zeit kaum möglich. Bei der Entwicklung von Resilienz geht es vor allem darum, eine Balance zwischen negativem und positivem Erleben, also eine Ausgeglichenheit herzustellen. Wenn es Ihnen gelingt, mit Druck in der Zahnarztpraxis (und/oder im Privaten) umzugehen, hat dies einen ähnlichen Effekt wie die Entwicklung von Resistenzen gegen Krankheiten.

Warum ist resilientes Verhalten wichtig?

Resilienz ist Grundvoraussetzung für die psychische und körperliche Gesundheit. Belastbarere Menschen können besser mit Stresssituationen umgehen und ein Burnout verhindern. Dies ist besonders für Zahnärzte in Einzelpraxen und kleinen Teams bedeutsam, da sie häufig einer besonders hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind.

Wege zu mehr Resilienz und Ausgeglichenheit

Es gibt sie, die Mittel und Wege, wie Zahnärzte Angst- und Stresszustände vermeiden sowie die Kontrolle über die eigenen Denkprozesse zurückgewinnen können. Hierbei gilt: Werden Sie als Betroffene(r) selbst aktiv. Etablieren Sie tägliche „Denk-Routinen“ und versuchen Sie, diese über den Tag aufrechtzuerhalten. Schreiben Sie auf, was Sie umtreibt und welche Lösungsansätze Sie für sich sehen.

Die 12 Säulen für mehr Resistenz, Selbstbehauptung und Leistungsfähigkeit

  1. Emotionen erspüren und ausdrücken

Ziehen Sie jeden Abend Resümee. Was ist gut gelaufen? Was hätte besser laufen können? Spüren Sie den damit verbundenen Gefühlen nach und versuchen Sie zu erfassen, welche Gedanken oder Sorgen Sie dazu gebracht haben, sich so fühlen. Diese Selbstkonfrontation ist nicht immer angenehm, kann aber verhindern, dass sich Emotionen über einen langen Zeitraum aufstauen und irgendwann zu einem Zusammenbruch führen. Tagebuch führen ist eine gute Möglichkeit, Gedanken und Emotionen fokussiert zu erfassen.

  1. Sich seines eigenen Wertes bewusst sein
    Werden Sie sich Ihres Wertes bewusst. Versuchen Sie, sich an die vielen kleinen positiven Ereignisse zu erinnern, die Sie normalerweise übersehen. Schreiben Sie täglich drei Erlebnisse auf, die sich gut angefühlt haben, und drei Dinge, für die Sie dankbar sind. Berücksichtigen Sie sowohl berufliche als auch private Erlebnisse. Wurden Sie vielleicht von einem Patienten gelobt, oder haben Sie festgestellt, dass Patienten Ihre Beratung zum Anlass genommen haben, ihre Mundhygiene zu verbessern. Oder wurden Sie von Ihren Kindern besonders freudig begrüßt?
  2. Selbstakzeptanz üben
    Akzeptieren Sie, dass Sie als einzelner Mensch nicht unbegrenzt belastbar sind. Die Fähigkeit, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu akzeptieren, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeugt von einer starken, gesunden Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge.
  3. Grenzen setzen
    Es ist erlaubt, Kollegen, Mitarbeitern und Patienten gegenüber Grenzen zu setzen. Haben Sie keine Angst, Patienten zu verlieren, wenn sich mit diesen keine einvernehmlichen Lösungen finden lassen. Wehren Sie sich sachlich, wenn jemand Sie verbal attackiert. Weisen Sie darauf hin, wenn Kompetenzen überschritten oder die Mindestanforderungen an gutes Benehmen von anderen nicht erfüllt werden.
  4. Emotionen ausbalancieren

Üben Sie täglich Achtsamkeit und Entspannung, sei es durch Atemübungen oder Entspannungstechniken wie etwa Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Diese Techniken können Ihnen im Alltag helfen, Ihre Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen sowie „Erfahrungen in der Außenwelt“ zur Kenntnis nehmen, ohne sich damit zu identifizieren. Sie können auch Entspannungs- und Meditations-Apps verwenden. Mit all diesen Maßnahmen lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart, wodurch Sie Ruhe und Ausgeglichenheit finden können.

  1. Prioritäten setzen
    Erstellen Sie für jeden Tag eine Prioritätenliste, und lernen Sie zu delegieren. Die Fähigkeit zu delegieren setzt voraus, dass Sie Ihren Kollegen und Mitarbeitern das Vertrauen entgegenbringen, das Sie von anderen erwarten.
  2. Optimismus üben

„Pessimismus“ beschreibt nicht nur die Erwartung, dass Dinge schlecht ausgehen werden, sondern auch den Gedanken, es nicht verhindern zu können. Versuchen Sie, Ihr eigener Gesprächspartner zu sein, wenn Sie einen pessimistischen Gedanken hegen oder grübeln. Bestreiten Sie negative Gedanken wie etwa „Das klappt sowieso nicht“, indem Sie ihnen etwas Positives entgegensetzen, am besten mit „Beweisen“. Beispiel: Wenn sie sich gestresst fühlen, neigen viele Zahnärzte dazu, sich selbst oder anderen die Schuld an einem Problem zu geben. Wie wäre es, wenn Sie stattdessen analysierten, was genau zu dem Problem geführt hat? Sie werden feststellen, dass zu einer „unglücklichen Situation“ meist mehrere Parteien beigetragen haben. Hieraus ergeben sich oft wertvolle Ansätze für positive Veränderungen im Miteinander.

  1. Empathie für andere und sich selbst entwickeln
    Machen Sie sich klar, dass es viele Menschen gibt, die Ähnliches fühlen und durchmachen. Sie sind nicht allein. Suchen Sie das Gespräch mit anderen, und pflegen Sie eine offene Kommunikation. Es gibt auch Selbsthilfegruppen mit Fokus Burnout.
  2. Kritische Situationen als Chance begreifen
    Sehen Sie den Umgang mit schwierigen Kollegen, Mitarbeitern und Patienten als Chance für persönliches und berufliches Wachstum. Sie sind nicht oder zumindest nicht allein für alle zwischenmenschlichen Probleme verantwortlich. Oft sind sie das Ergebnis von Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnissen. Sprechen Sie Schwierigkeiten an und moderieren Sie mögliche Lösungen. So werden Sie zum Gestalter Ihres Wohlbefindens.
  3. Körper fit halten
    Ernähren Sie sich ausgewogen. Eine ballaststoff- und vitaminreiche Ernährung stärkt Körper und Geist gleichermaßen. Essen Sie in Ruhe, nicht zwischen Tür und Angel. Trinken Sie ausreichend. Haben Sie einen Wald, einen Park oder einen Fluss in der Nähe? Spazierengehen wirkt Wunder, auch in der Mittagspause (die Sie sich gönnen sollten). Sport wirkt immer ausgleichend. Wer unter einem Burnout leidet, sollte jedoch keine Wettbewerbssportarten betreiben.
  4. Annahme von Unabänderlichem
    Es gibt immer Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben. In solchen Situationen hilft es, die damit verbundenen Schwierigkeiten zu akzeptieren und sich ausschließlich auf das Machbare zu konzentrieren.
  5. Professionelle Hilfe
    Wenn Selbsthilfe nicht hilft, können Sie psychologische Hilfe in Betracht ziehen.

Bevor alle Stricke reißen: psychologische Hilfe suchen

Vielen Zahnärzte schämen sich, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie setzen den Gang zum Therapeuten mit einer persönlichen Niederlage gleich. Bedenken Sie, dass stressbedingte Fehler und Verhaltensweisen langfristig ein viel größerer „Karrierekiller“ sind. Eine Therapie kann Ihnen den Raum geben, sich Ihren Gefühlen der Überforderung und des Ausgebranntseins mit professioneller Unterstützung zu stellen, statt sie zu ignorieren. Manchmal ergeben sich aus einer Therapie gänzlich neue Lebenskonzepte, die mehr Lebensfreude versprechen, weil sie in Übereinklang mit der eigenen Persönlichkeit stehen.

Schlusswort

Mitunter bedarf es nur der Änderung einiger Gewohnheiten, um die psychische Belastbarkeit, kurz Resilienz, zu verbessern. Stress lässt sich nicht vermeiden, aber der Umgang mit ihm. Resilienz hat viel mit Selbstachtung zu tun. „Achten“ sie also auf sich, und schaffen Sie sich Räume, in denen sich Gefühle und Sorgen, aber auch der klare Blick entfalten dürften. An die Stelle des Gefühls von „Versagen“ tritt dann eine aktive und positive Lebensgestaltung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich in eine Sackgasse befinden, scheuen Sie sich nicht, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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