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Praxisbewertung

Faire und belastbare Bewertung von Zahnarztpraxen

Wer eine Praxisübergabe oder Praxisübernahme plant, fragt sich, welcher Preis angemessen ist. Wir zeigen Ihnen auf, welche Faktoren bei der fairen Bewertung einer Zahnarztpraxis zu berücksichtigen sind, damit Sie weder unter Wert verkaufen noch über Wert kaufen.

Das Thema Nachfolge beschäftigt auch die Zahnmedizin. Die Gelegenheiten für eine Praxisübernahme sind derzeit günstig, denn viele Zahnärzte stehen kurz vor der Rente. Doch woran erkenne ich, welche Zahnarztpraxis zu mir passt, und was erfahre ich über die Zukunftsaussichten? Wir von ZSH zeigen Ihnen, worauf es ankommt.

In diesem Blogbeitrag erwarten Sie die folgenden Themen:

Definition und Methodik

Grundlagen der Praxiswert-Berechnung

Lässt sich der faire Wert einer Zahnarztpraxis überhaupt ermitteln?

 FAZIT

 

Definition und Methodik

Wie definiert man den Begriff Praxisbewertung?

Die Praxisbewertung ist ein Vorgehen, mit deren Hilfe der Marktwert einer Zahnarztpraxis auf Basis aller relevanten Einflussfaktoren, Kennzahlen und Planwerte ermittelt wird.

Welche Vorteile bringt mir eine professionelle Unternehmensbewertung?

  • Der Käufer einer Zahnarztpraxis kann einschätzen, ob er sich die Praxis überhaupt leisten kann und wie die Chancen stehen, an die Erfolge seines Vorgängers anzuknüpfen.
  • Der Verkäufer kann zu einem fairen Preis verkaufen und seine Finanzen planen.

Warum lässt sich der Wert einer Zahnarztpraxis nicht mit Faustregeln ermitteln?

Mit Faustregeln lässt sich eine Zahnarztpraxis nicht fair bewerten, da diese nur sehr reduzierte Informationen und beliebige Multiplikatoren zur Wertberechnung heranziehen.

Beispiele für Faustregeln

  • Der Wert einer Praxis entspricht 60 Prozent des Bruttoumsatzes
  • Der Wert einer Praxis entspricht dem einmaligen Netto-Jahreseinkommen.

Wie problematisch ein solch grobe Schätzung ist, zeigt das folgende Beispiel:

Zwei Zahnarztpraxen haben jeweils einen Umsatz von 500.000 Euro. Praxis 1 hat einen Aufwand von 40%, Praxis 2 von 60%. Nach Faustregel 1 wären beide Zahnarztpraxen 300.000 Euro wert. Tatsächlich aber ist der Wert von Praxis 1 ohne Berücksichtigung weiterer Faktoren aufgrund des höheren Gewinnes höher.

Wenn Praxis 1 jedoch weniger in moderne digitale Geräte und Technologien investiert als Praxis 2 – was die geringeren Kosten und somit höheren Gewinne erklären könnte – relativiert das den Wertvorsprung wieder. Die Frage ist: Um wieviel wird der Wert dadurch gemindert?

Die Gewinnsituation und der Wert der Praxisausstattung reichen also alleine nicht aus, um den Wert einer Zahnarztpraxis zu ermitteln. Aber wie macht man es dann richtig?

Grundlagen der Praxiswert-Berechnung

Für die Bewertung von Zahnarztpraxen haben sich die folgenden Verfahren durchgesetzt:

  • Vergleichswertverfahren
  • Substanzwertverfahren
  • Ertragswertverfahren (klassisch und modifiziert)
  • Berücksichtigung immaterieller Faktoren

Um eine wirklich faire Praxisbewertung zu erhalten, sollten immer mehrere Szenarien und Verfahren zugrunde gelegt werden. Nur eine mehrgleisige Herangehensweise lässt einen Rückschluss darauf zu, ob eine Zahnarztpraxis nachhaltig wirtschaftet und der verlangte Preis auf einer realistischen Einschätzung beruht.

Zahnärzte, die planen, eine Praxis zu übernehmen oder zu verkaufen, sollten sich daher unbedingt von Ihrem Steuerberater oder von Beratern unterstützen lassen, die sich auf die Dentalbranche spezialisiert haben.

Vergleichswertverfahren

Beim vor allem in der Immobilienbranche angewandten Vergleichswertverfahren wird der Wert einer Zahnarztpraxis auf Basis von geeigneten Vergleichsdaten von Verkäufen in der Region ermittelt. Je größer die Vergleichsdatenbasis, desto genauer das Bewertungsergebnis.

Als Vergleichsgrundlage können beispielsweise der Verkehrswert oder der Netto-Jahresertrag der Praxis dienen. Das Vergleichswertverfahren ist auch für den Laien einfach anwendbar. Der Kritikpunkt: Wer sich allein auf diese Bewertungsmethode stützt, hat kaum Argumente für höhere Verkaufspreise beziehungsweise niedrigere Kaufpreise.

Substanzwertmethode

Die Substanzwertmethode basiert auf dem aktuellen Marktwert des Sachanlagevermögens einer Zahnarztpraxis abzüglich der Verbindlichkeiten. Zum Sachanlagevermögen zählen neben Immobilien (eigene Zahnarztpraxis) unter anderem die angeschafften dentalen Geräte und Instrumente, sonstige Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Anzahlungen.

Der mithilfe der Substanzwertmethode ermittelte Praxiswert entspricht der Summe, die zur Neuerrichtung der Praxis in seiner aktuellen Ausstattung benötigt würde.

Da bei der Substanzwertmethode lediglich das investierte Kapital zugrunde gelegt wird, sagt der ermittelte Wert jedoch nichts über die Wirtschaftskraft der Zahnarztpraxis aus. Daher kann der ermittelte Substanzwert allenfalls als Mindest-Kaufpreis angesehen oder als Hilfsmittel zur Feststellung des modifizierten Ertragswertes eingesetzt werden.

Ertragswertverfahren

Für die Bewertung von Zahnarztpraxen hat sich inzwischen das modifizierte Ertragswertverfahren durchgesetzt. Um dieses zu verstehen, schauen wir uns zunächst einmal das klassische Ertragswertverfahren an.

Klassisches Ertragswertverfahren

Beim klassischen Ertragswertverfahren entspricht der Wert eines Unternehmens dem Gegenwartswert aller zukünftig erzielbaren Gewinne. Nach dem dahinterliegenden Grundgedanken lohnt es sich nur dann, in den Kauf einer Zahnarztpraxis zu investieren, wenn das eingesetzte Kapital besser rentiert als vergleichbare Aktiengeschäfte.

Der Ertragswert soll dem Käufer die Gewissheit geben, dass Praxisertrag und Praxisgewinn letztlich einer Verzinsung entsprechen, die so hoch ist, dass sich damit alle Schuldzinsen und Tilgungsraten begleichen sowie wichtige Neuinvestitionen realisieren lassen. Der Verkäufer gewinnt durch dieses Wertermittlungsverfahren eine bessere Verhandlungsposition, da er den fairen Verkaufswert kennt.

Ermittlung des Ertragswerts

Für die Ermittlung des Ertragswertes wird das um bestimmte Positionen bereinigte Betriebsergebnis von mindestens drei, besser noch fünf Jahren vor dem Bewertungszeitpunkt zugrunde gelegt. Anschließend wird der durchschnittliche Gewinn über einen Kapitalisierungszinssatz auf den Bewertungsstichtag abgezinst (Formel der ewigen Rente). Der Kapitalisierungszinssatz setzt sich zusammen aus einem Basiszinssatz und einem Risikozuschlag. Der ermittelte Wert soll Hinweise auf die langfristige Trag- und Ertragsfähigkeit eines Unternehmens liefern.

Modifiziertes Ertragswertverfahren

Im Rahmen der Bewertung personengebundener Unternehmen wie zum Beispiel Zahnarztpraxen geriet die klassische Berechnungsmethode zunehmend in die Kritik. Das hierfür besser geeignete modifizierte Ertragswertverfahren berücksichtigt, dass die Erträge und Gewinne personengebundener Unternehmen eng mit der Tätigkeit des Inhabers verknüpft sind.

Nach Praxisübernahme genießt der neue Praxisinhaber bei den Patienten noch einen gewissen Vertrauensbonus. Im Laufe der Jahre wird er der Zahnarztpraxis jedoch seinen eigenen Stempel aufdrücken, sei es durch neue Strategien, Behandlungsangebote oder Investitionen. Es ist nicht vorhersehbar, wie die Patienten langfristig darauf reagieren werden. Entsprechend sind die Erträge und Gewinne nach einer Übergangszeit dem Käufer und nicht seinem Vorgänger zuzuschreiben. Neben dem eigenen Engagement gibt es außerdem weitere Faktoren, die den Praxiserfolg in der Zukunft beeinflussen können. Hierzu zählen beispielsweise gesetzliche Änderungen oder neu entstehende Konkurrenz in der Umgebung.

Unterschied zwischen klassischem und modifizierten Ertragswertverfahren

Beim modifizierten Verfahren zur Ermittlung des Goodwill (immaterieller Werts) der Zahnarztpraxis betrachtet man nicht die „ewige Rente“ wie beim klassischen Verfahren, sondern lediglich einen Kapitalisierungszeitraum von maximal drei bis fünf Jahren.

Immaterielle Faktoren für den Wert einer Zahnarztpraxis

Materielle Praxisbewertungsmethoden setzen lediglich bei zurückliegenden und aktuellen Erträgen und Gewinnen an. Diese ermöglichen zwar eine recht gute Einschätzung der Gegenwart und Zukunft, schließen aber nicht alle Eventualitäten ein. Ein guter Berater wird daher die Ergebnisse aus der materiellen Praxisbewertung stets um die Analyse immaterieller Erfolgsfaktoren ergänzen. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Zahl der Neupatienten
  • Patientenstruktur (Demografie)
  • Anzahl nicht abgeschlossener Behandlungen.

Lässt sich der faire Wert einer Zahnarztpraxis überhaupt ermitteln?

Der faire Praxiswert lässt sich mit den dargestellten Methoden der Unternehmensbewertung sehr gut eingrenzen. Allerdings wird der Wert einer Zahnarztpraxis nicht nur durch Bewertungsfaktoren, sondern auch durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Zahnärzte, die eine Praxis kaufen oder verkaufen möchten, sollten dennoch nicht auf eine dokumentierte Praxisbewertung verzichten, da sie eine sachliche, faktenbasierte Verhandlung ermöglicht.

Wie bereitet man sich auf den Kauf oder Verkauf einer Zahnarztpraxis vor?

Die folgenden Unterlagen ermöglichen eine realistische Einschätzung des Kaufpreises / Verkaufspreises. Wir empfehlen Ihnen, diese Unterlagen mit Ihrem Finanzberater abzustimmen.

  • betriebswirtschaftliche Auswertungen der letzten drei bis fünf Jahre
  • Summen- und Saldenliste der letzten drei bis fünf Jahre
  • Inventarverzeichnis
  • Arbeitsverträge
  • Leasing-, Wartungs- oder sonstige Verträge
  • Entwurf Übernahmevertrag

Weitere Entscheidungsfaktoren (relevant für den Business-Plan)

  • geplanter Gründungszeitpunkt (Käufer)
  • geplanter Übergabezeitpunkt (Verkäufer)
  • Praxisorganisation
  • Erfolgsprognosen
  • Mitarbeiterstruktur und Personalorganisation
  • Standort (Qualität, Infrastruktur, Anbindung, Parken, Barrierefreiheit)
  • örtliche Marktfaktoren
  • Personalkosten
  • Umsatz
  • Gewinn
  • Gebührenordnung
  • Struktur und Anzahl der Bestandspatienten (privat, gesetzlich, Demografie)
  • Überweisungsstruktur
  • Anzahl Neupatienten/Monat
  • Leistungsspektrum
  • Spezialisierungsgrad

Fazit

Eine professionelle Unternehmensbewertung erleichtert die faire Bewertung von Zahnarztpraxen, die Finanzplanung und die Praxisübernahme. Der Wert einer Zahnarztpraxis ist jedoch von vielen Faktoren abhängig. Deshalb ist es ratsam, sich von vertrauenswürdigen, auf die Dentalbranche spezialisierten Finanzexperten beraten zu lassen. Durch jahrelange Erfahrung und gute Kenntnis des Praxismarktes sind sie besser als jeder andere in der Lage, die Chancen und Risiken des geplanten Praxisübergangs zu identifizieren. Die engagierten Spezialisten von ZSH setzen alles daran, Sie mit Blick auf eine erfolgreiche Zukunft umfassend zu beraten. Gemeinsam mit Ihnen finden wir den fairen Wert der Zahnarztpraxis, die Sie kaufen oder verkaufen möchten, heraus.

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