Lebensstandard im Alter halten: Wie viel sparen für die Rente?
Das Thema Rente geht uns alle an. Dennoch meiden es viele, sich aktiv mit der Ruhestandsplanung zu beschäftigen. Ein großer Fehler, wenn man im Alter seinen gewohnten Lebensstandard weiterführen möchte. Wie genau das gelingen kann, erläutern wir in unserem Beitrag. Wir erklären, wie das Rentensystem eigentlich funktioniert, was die Versorgungslücke ist, und wie viel gespart werden sollte, um sie zu schließen. So verhindern Sie finanzielle Einschränkungen in Ihrem Lebensabend.
Inhalt
1. Armut und sinkender Lebensstandard im Alter
2. Die Rente verständlich erklärt: so funktioniert das deutsche Rentensystem
Der Generationenvertrag als Grundlage der Rente
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Rentenaussicht
Prognose: höhere Rentenbeiträge, spätere Rente
3. Wie hoch ist der Rentenanspruch in der gesetzlichen Rente?
Was sind Entgeltpunkte bzw. Rentenpunkte?
Was ist der aktuelle Rentenwert?
Faustformel zur Berechnung der eigenen Rente
4. Wie viel sollte man für das Alter sparen?
Was ist die Versorgungslücke bzw. Rentenlücke?
Mit privaten Rücklagen die Rentenlücke schließen
Niedriges Rentenniveau verdeutlicht Handlungsbedarf
Die richtige Altersvorsorge-Strategie finden
Mit unabhängiger Finanzberatung zur Wunschrente
1. Armut und sinkender Lebensstandard im Alter
Auswertungen dazu, wie viel Geld Seniorinnen und Senioren in der Rente zum Leben haben, geben Anlass zum Nachdenken. So mussten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 mehr als 25 Prozent der Rentner mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro auskommen.1
Wie wenig das eigentlich ist, wird klar, wenn man sich die Kennzahlen zum Armutsrisiko in Deutschland vor Augen führt. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Konkret beziffert lag der Schwellenwert hierzu im Jahr 2021 für eine alleinlebende Person bei 1.251 Euro netto im Monat.
Insgesamt sah das Statistische Bundesamt im selben Jahr 19,3 Prozent der Menschen im Ruhestand als von Armut gefährdet an. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung betrug der Anteil der von Armut gefährdeten Menschen „nur“ 15,8 Prozent.2 Rentnerinnen und Rentner sind statistisch gesehen also deutlich häufiger von Armut betroffen als die Durchschnittbevölkerung.
Die Gefahr, im Alter trotz des Bezugs gesetzlicher Rente mit sehr wenig Geld auskommen zu müssen, ist äußerst real. Selbst wenn man nicht zwangsläufig in die Altersarmut rutscht, ist es sehr wahrscheinlich, dass man deutliche Abstriche bei seinem Lebensstandard machen werden muss –zumindest, wenn man zur Altersvorsorge einzig auf die gesetzliche Rente setzt.
Sie möchten im Ruhestand nicht alleine auf die staatliche Rente angewiesen sein? Unsere erfahrenen Finanzberater finden die beste Form der privaten Altersvorsorge für Ihre individuelle Lebenssituation.
2. Die Rente verständlich erklärt: so funktioniert das deutsche Rentensystem
Der Generationenvertrag als Grundlage der Rente
In Deutschland basiert die gesetzliche Rente auf dem Prinzip der Generationenverantwortung und wird in der Praxis durch das sogenannte Umlageverfahren finanziert. Dabei zahlen die gegenwärtigen Berufstätigen Beiträge in die Rentenkasse ein. Das Geld, das sich dadurch im Beitragstopf ansammelt, wird jedoch nicht für die Rente der aktuellen Beitragszahler aufgespart, sondern direkt an diejenigen ausgezahlt, die sich bereits im Ruhestand befinden.
Anders ausgedrückt: Die jüngere Generation finanziert die Rente der älteren und erhält durch das Einzahlen der Beiträge den Anspruch darauf, dass ihre eigene Rente später im Gegenzug durch kommende Generationen finanziert wird.
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Rentenaussicht
Für die gesetzliche Rente bedeutet der demografische Wandel, dass in Zukunft immer weniger Erwerbstätige mit ihren Beiträgen eine große, und zunehmend größer werdende, Anzahl an Rentnern finanzieren müssen. So kamen 2021 statistisch gesehen 100 Personen im erwerbsfähigem Alter für die Rente von 37 Ruheständlern auf. Bliebe es bei einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren, kämen 2031 auf 100 Erwerbsfähige in der Bevölkerung bereits 48 Rentner. 2060 würde das Verhältnis sogar schon bei 100 zu 54 liegen.3
Das Fundament des Generationenvertrags ist also längst nicht mehr stabil. Zudem lassen die demografischen Entwicklungsprognosen die Frage zu, wie lange das Rentensystem das überhaupt noch mitmachen kann.
Prognose: höhere Rentenbeiträge, spätere Rente
Angesichts dieser Entwicklungsprognosen erachten viele Experteninnen und Experten langfristig eine Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge als unumgänglich. Die Rentenbeiträge werden also teurer werden müssen, damit das gesetzliche Rentensystem aufrecht erhalten werden kann. Dem liegt die einfache Gleichung zugrunde, dass mehr Menschen zur selben Zeit Rente beziehen, während weniger in die Rentenkasse einzahlen.
Um die Auswirkung des demografischen Wandels auf die Rentenkasse abzufedern, ist von der Politik bereits eine Anhebung des Renteneintrittsalters entschieden worden: Das Rentenalter wird bis 2031 stufenweise von 65 auf 67 Jahre angepasst.
Weitere Erhöhungen stehen ebenfalls zur Diskussion – auf bis zu 70 Jahre. Perspektivisch wäre das ähnlich hoch, wie in einigen anderen europäischen Ländern, wie Italien oder Estland. Dort ist eine langfristige Anhebung auf 71 Jahre bereits beschlossene Sache.4
Wer sich trotzdem früher zur Ruhe setzen möchte, muss Abzüge bei der gesetzlichen Rente hinnehmen. Das macht den Aufbau von Rücklagen für die private Altersvorsorge umso wichtiger.
Sie möchten etwas von ihrem Ruhestand haben, ohne bis ins hohe Alter arbeiten zu müssen? Unsere zertifizierten Finanzberater erstellen ein individuelles Vorsorgekonzept für Sie.
3. Wie hoch ist der Rentenanspruch in der gesetzlichen Rente?
Wie die Rentenhöhe ausfällt, hängt ganz individuell von der Höhe und Länge der geleisteten Beitragszahlungen während des Arbeitslebens ab. Konkret berechnet wird die Höhe der Rente mithilfe der sogenannten Entgeltpunkte, die im Volksmund auch Rentenpunkte genannt werden.
Was sind Entgeltpunkte bzw. Rentenpunkte?
Entgeltpunkte werden im Laufe des Erwerbslebens angesammelt und dem Rentenkonto gutgeschrieben. Die Ermittlung der Entgeltpunkte, die einem zustehen, erfolgt auf jährlicher Basis anhand des durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelts aller rentenversicherungspflichtig Tätigen.
Dazu wird das eigene Einkommen in Relation zum bundesweiten Durchschnittsentgelt gesetzt: Ist der eigene Verdienst in einem Jahr genauso hoch wie der Durchschnittsverdienst im selben Zeitraum, erhält man dafür einen Entgeltpunkt – ist er doppelt so hoch erhält man zwei, ist er nur halb so hoch erhält man einen halben und so weiter.5
Was ist der aktuelle Rentenwert?
Anhand der im Berufsleben angesammelten Rentenpunkte wir dann die Rente errechnet. Der zweite relevante Faktor in der Gleichung ist dabei der aktuelle Rentenwert, der angibt wie viel Geld ein einzelner Entgeltpunkt wert ist. Um Veränderungen der wirtschaftlichen Lage zu berücksichtigen, wird der Wert jährlich neu von der Bundesregierung bemessen. 2022 lag der Rentenwert in den alten Bundesländern bei 36,02 Euro und in den neuen bei 35,52 Euro.6
Faustformel zur Berechnung der eigenen Rente
Die gesetzliche Rente, die einem nach Erreichen der Regelaltersgrenze zusteht, lässt sich durch folgende Gleichung bestimmen:
Gesammelte Entgeltpunkte × aktueller Rentenwert = monatliche Altersrente
Ein einfaches Beispiel zur Verdeutlichung: Eine Person war 45 Jahre in Vollzeit beruflich tätig und lag mit ihrem Verdienst dabei stets exakt auf Höhe des jährlichen allgemeinen Durchschnittseinkommens. Ihr stehen dadurch genau 45 Entgeltpunkte zu.
Um die monatliche Altersrente zu ermitteln, muss die Anzahl der Rentenpunkte mit dem aktuellen Rentenwert multipliziert werden.7 Für eine staatliche Altersrente in den alten Bundesländern würde die Rechnung konkret folgendermaßen aussehen:
45 Entgeltpunkte × 36,02 Euro = 1.620,90 Euro
Bei diesem Rentenbetrag handelt es allerdings nur um die Bruttorente, die noch Abzügen in Form von individuell bemessenen Steuern und Sozialabgaben unterliegt. Unterm Strich blieben in diesem Fall eine Nettorente von etwa 1.350 Euro.
4. Wie viel sollte man für das Alter sparen?
So viel zu den Grundlagen der Rente – aber wie viel muss man tatsächlich sparen, damit man im Alter so weiterleben kann wie bisher? Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) und andere Experten beziffern den Einkommensbedarf zur Erhaltung des gewohnten Lebensstandards auf ca. 80 Prozent des letzten Nettogehalts aus der Berufstätigkeit.8
Was ist die Versorgungslücke bzw. Rentenlücke?
Das Durchschnittsentgelt, das für die Berechnung der Entgeltpunkte herangezogen wird, lag 2022 bei 38.901 Euro im Jahr.9 Für den fiktiven Rentenempfänger aus unserem Beispiel würde dies – erneut abhängig von seinen individuellen Abgaben – bedeuten, dass er vor Rentenbeginn monatlich ca. 2.100 Euro netto zur Verfügung hatte. 80 Prozent davon entsprechen etwa 1.700 Euro.
Bei einer Rente von 1.350 Euro netto würden ihm somit jeden Monat ungefähr 350 Euro fehlen, um seinen gewohnten Lebensstandard im Ruhestand halten zu können. Diese Differenz zwischen der gewünschten und der tatsächlichen Rente wird als Versorgungslücke oder auch Rentenlücke bezeichnet.
So lässt sich die eigene Versorgungslücke berechnen:
80 % des letzten monatlichen Nettoeinkommens – bezogene Rente = Versorgungslücke
Mit privaten Rücklagen die Rentenlücke schließen
Für das Ziel, den gewohnten Lebensstandard auch nach der Pensionierung zu erhalten, muss die Versorgungslücke so weit wie möglich geschlossen werden. Wünschenswert wäre es natürlich, wenn man durch kluges Sparen noch näher als die empfohlenen 80 Prozent an sein früheres Gehalt herankommen würde.
Das ist gar nicht so einfach. Denn das Beispiel zeigt, dass selbst jemand, der ganz ohne Beitragslücken bei Vollzeitbeschäftigung und gutem Verdienst volle 45 Jahre in den Rententopf einbezahlt hat, mit einer relativ geringen Pension auskommen muss und eine spürbare Rentenlücke zu schließen hat. Wie steht es dann erst um diejenigen, die im Berufsleben weniger gut verdient haben, Lücken in den Beitragszeiten aufweisen oder viel in Teilzeit gearbeitet haben?
Niedriges Rentenniveau verdeutlicht Handlungsbedarf
Alarmierend ist zudem das generelle Rentenniveau. Dieses lag nämlich 2018 gerade einmal bei 48 Prozent des in der letzten Beschäftigung erworbenen Nettoeinkommens.10 Anders gesagt: Mit dem Rentenbeginn verringert sich im bundesweiten Durchschnitt das Einkommen etwa um die Hälfte.
Wer also noch nicht privat für das Alter spart, sollte dringend damit beginnen, Rücklagen für den Ruhestand zu schaffen. Je nach Einkommen und Lebenssituation empfehlen Fachleute zu diesem Zweck monatlich 10 bis 20 Prozent der Nettoeinnahmen zurückzulegen.
Je früher man damit beginnt, desto besser. Denn zum einen reichen dann schon kleinere Beträge für eine angemessene Rentenvorsorge. Zum anderen wächst das angesparte Kapital bei vielen Sparformen durch den sogenannten Zinseszinseffekt schneller. Dies liegt daran, dass Zinsen nicht nur auf das gesparte Geld, sondern auch auf die bereits erzielten Zinsen gezahlt werden.
Die richtige Altersvorsorge-Strategie finden
Unbestritten ist, dass die staatliche Altersrente alleine nicht als angemessene Altersvorsorge geeignet ist. Auf das eigene Ansparen von Rücklagen sollte daher auf keinen Fall verzichtet werden. Doch wie legt man das gesparte Geld am besten an, damit einem möglichst viel und lange von dem Ersparten bleibt?
Auch wenn Giro- und Tagesgeldkonten wieder vermehrt Zinsen bieten, eignen sie sich schon alleine wegen dem langfristig hohen Wertverlust durch Inflation nicht als sinnvolle Form der Geldanlage für das Alter. Deutlich besser und sinnvoller sind spezielle private Vorsorgeangebote, die alleine für sich oder in Kombination miteinander genutzt werden können, um die Rentenlücke zu schließen.
Folgende Vorsorgekonzepte können passende Bausteine dazu sein:
- DIE BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG (BAV)
Bei der betrieblichen Altersversorgung (bAV) erwerben die Mitarbeiter Rentenansprüche. Es gibt verschiedene Durchführungswege, bei denen die Kapitalanlage auch mitbestimmt werden kann. Die Finanzierung kann sowohl durch den Arbeitgeber als auch durch den Arbeitnehmer erfolgen. Die betriebliche Altersversorgung wird staatlich gefördert und ist für Arbeitnehmer ein empfehlenswerter Baustein für die Ruhestandsplanung.
- DIE BASISRENTE (RÜRUP-RENTE)
Die Basisrente, oder auch Rürup-Rente, ist eine Form der privaten Rentenversicherung, die dank staatlicher Förderung eine steuerliche Begünstigung bietet. Sie eignet sich als Ergänzung zur gesetzlichen Rente und ist insbesondere für Selbständige und Freiberufler interessant.
- DIE RIESER-RENTE
Die Riester-Rente ist ebenfalls ein staatlich gefördertes privates Vorsorgemodell, mit dem sich die gesetzliche Rente aufstocken lässt. Sie richtet sich primär an Arbeitnehmer und Beamte und bietet Steuervorteile sowie Zulagen, die für den Sparer und dessen Kinder gewährt werden.
- ANDERE FORMEN DER PRIVATEN ALTERSVORSORGE
In Abgrenzung zu den vorgenannten staatlich geförderten Möglichkeiten bieten Vorsorgekonzepte im Privatbereich, wie private Renten- oder Lebensversicherungen, ein mehr an Flexibilität. Beispielsweise kann über das gebildete Kapital frei verfügt werden und es gelten geringere Besteuerungsgrundlagen beim Renten- oder Kapitalbezug.
Sie möchten mehr zu den verschiedenen Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge wissen? Hier finden Sie ausführliche Informationen.
Mit unabhängiger Finanzberatung zur Wunschrente
Welche Altersvorsorgekonzepte am besten dazu geeignet sind, um den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand weiterführen zu können, hängt stark vom Einzelfall und den eigenen Lebensplänen ab. Je nach Alter, Lebenssituation, bereits angesammelten Entgeltpunkten und dem Wunschzeitpunkt des Rentenbeginns können auch schon sehr kleine Sparbeträge, ab monatlich 50 Euro, ausreichend für eine sinnvolle Vorsorge sein.
Wichtig ist nur, das Geld vernünftig und wohl überlegt anzulegen. Daher empfiehlt sich in jedem Fall eine individuelle Fachberatung.
Die zertifizierten Finanzberater der ZSH agieren unabhängig von einzelnen Versicherungsgesellschaften. Dadurch finden sie für jede individuelle Situation die sinnvollsten Bausteine für einen Ruhestand ohne finanzielle Abstriche – mit dem meisten Mehrwert und zu den besten Konditionen.
Quellen:
1 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_N061_12_13.html
2 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_327_634.html
3 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_N061_12_13.html
4 https://www.fr.de/wirtschaft/rente-mit-70-jahren-ruhestand-renteneintrittsalter-oecd-rentner-altersvorsorge-finanzen-ltt-91719604.html
5 https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Kurz-vor-der-Rente/Wie-hoch-wird-meine-Rente/wie-hoch-wird-meine-rente_node.html
6 https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/A/aktueller_rentenwert.html
7 https://www.rentenblicker.de/infos-zur-rente/so-funktioniert-die-gesetzliche-rentenversicherung
8 https://www.dia-vorsorge.de/kapitalmaerkte-kapitalanlagen/altersvorsorge-ohne-garantien-mit-rendite
9 https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/D/durchschnittseinkommen.html
10 https://www.bagso.de/fileadmin/user_upload/bagso/06_Veroeffentlichungen/2019/BAGSO_Ratgeber_Schuldenfrei_im_Alter.pdf